Die Europäische Sumpfschildkröte ist sehr stark ans Wasser gebunden; sie überwintert sogar im Wasser. Auch die Paarung im April / Mai bzw. im Herbst findet im Wasser statt. Haben die Weibchen einen passenden, trockenwarmen Eiablageort gefunden, der zum Teil über einen Kilometer vom Wasser entfernt liegen kann, legen sie meist 12-16 (max. 23) Eier ab. Die Umgebungstemperatur der Eier bestimmt, ob sich aus diesen mehr Weibchen oder mehr Männchen entwickeln. Liegt die Durchschnittstemperatur über 28,5 Grad werden es überwiegend Weibchen, fällt sie darunter kommen mehr Männchen zur Welt. Die jungen Schildkröten schlüpfen in der Regel im September, ist es im Sommer für die Bebrütung nicht warm genug überwintern die Schlüpflinge in der Bruthöhle und wandern erst im Folgejahr zu einem geeigneten Gewässer. Die Jungtiere ernähren sich hauptsächlich von Wirbellosen und die Erwachsenen fressen überwiegend Schnecken, Wasserinsekten, Amphibien und deren Larven, daneben auch Wasserpflanzen.
Europäische Sumpfschildkröten können mit den ausgesetzten oder entkommenden Wasserschildkröten anderer Länder z.B. den nordamerikanischen Rotwangen-Schmuckschildkröten verwechselt werden. Letztere können größer werden und besitzen einen charakteristischen roten Fleck im Wangenbereich. Die Europäische Sumpfschildkröte weist, im Gegensatz zur Rotwangen-Schmuckschildkröte, gelbe Punkte im Hals- und Kopfbereich auf und hat oft einen dunkleren Rückenpanzer.
Männchen bis 14 cm; Weibchen bis 16 cm.
Fuchs. © Stefan Wassmer / stadtwildtiere.ch
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Die Sumpfschildkröte bevorzugt ruhige, pflanzenreiche Gewässer. Dabei kann es sich um Teiche, Seen oder auch Flussdeltas und Altarme handeln. Doch ebenso wichtig wie das Gewässer sind für die Schildkröten die Eiablagestellen. Dafür benötigt sie trockenwarme, hochwassersichere Standorte wie zum Beispiel Magerwiesen, Böschungen oder vegetationsarme Sandhügel, in der Nähe der Feuchtgebiete.
Den Winter verbringt die Europäische Sumpfschildkröte unter Wasser, mit Vorliebe an geschützten Stellen wo das Wasser genügend Sauerstoff hat. Im Frühsommer kann man die Schildkröten am besten beim Sonnenbaden beobachten; da benötigen die Tiere am meisten Sonne und legen sich auf einen schwimmenden Holzstrunk, auf einen Ast, der aus dem Wasser ragt, oder auf Wasserpflanzenhaufen, Dämmen oder Böschungen. Im Hochsommer wenn es sehr heiß ist schwimmen sie lieber an der Wasseroberfläche oder suchen halbschattige Stellen für das Abtrocknen des Panzers auf. Durch das Trocknen wird Pilz- und Algenwachstum am Panzer verhindert.
Die Europäische Sumpfschildkröte ist in der Schweiz, Österreich und Deutschland vollständig geschützt. Sie darf weder gefangen, noch freigesetzt werden. Fremde Arten wie die Rotwangen-Schmuckschildkröte aus Nordamerika sollten in den heimischen Gewässern auf keinen Fall ausgesetzt werden, da sie die einheimischen Sumpfschildkröten konkurrieren können.
Die Europäische Sumpfschildkröte reagiert sehr empfindlich auf Beeinträchtigungen in ihrem Lebensraum, deshalb kann man sie auch als „Leitart“ betrachten, deren Vorkommen viel über den Zustand der Verbindung zwischen Feuchtgebieten und ihrem Umfeld aussagt. Auf der Roten Liste der Schweiz von 1982 wurde die Europäische Sumpfschildkröte als ausgestorben bezeichnet, bis fast zwanzig Jahre später einzelne Tiere wiederentdeckt wurden, die möglicherweise noch heimisch waren. Inzwischen haben genetische Studien aber gezeigt, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit keine ursprünglich einheimischen Tiere mehr in der Schweiz leben. In der Roten Liste Österreichs wird die Europäische Sumpfschildkröte als vom Aussterben bedroht eingestuft. Die letzte heimische Population lebt in den Donauauen östlich von Wien und wird auf einige hundert Exemplare geschätzt. Größtes Gefährdungspotenzial ist neben Lebensraumverlust die Vermischung der Population mit entkommenden Sumpfschildkröten anderer Länder. Dadurch verliert die heimische Population unter anderem die Anpassung an unsere Klimazone.
Wichtig bei der Förderung der Sumpfschildkröte ist die Erhaltung des Lebensraums (Feuchtgebiete) und der Eiablageplätze. Eine besondere Wichtigkeit kommt der Vernetzung dieser zwei Lebensräume zu.
Lebensraumzerstörung: Problematisch für die Sumpfschildkröte ist primär die schlechte Erreichbarkeit geeigneter Eiablageplätze (Barrieren und Verkehr), sowie das Fehlen ausreichend großer Feuchtgebiete ohne Befischung (Gefahr Verletzung durch Angelköder) und mit geeigneter Wassertemperatur.
Konkurrenz: Das illegale Aussetzten von fremden Arten, wie zum Beispiel der Rotwangen-Schmuckschildkröte, erhöhen den Konkurrenzdruck auf die Europäischen Sumpfschildkröten. Â
Fressfeinde: In ihrem Bestand zunehmende Generalisten wie Wildschweine, Füchse, Dachse, Marder, Krähen und Lachmöwen gehören zu den wichtigsten Fressfeinden der Sumpfschildkröte und deren Gelege. Im Wasser werden den Jungtieren bestimmte Fischarten gefährlich (Wels, Hecht).